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Corticosteroide bei Kopfverletzungen |
Jährlich
werden weltweit Millionen von Menschen mit schweren Kopfverletzungen
behandelt, fast eine Million von ihnen sterben und eine ähnlich
hohe Zahl von ihnen wird behindert[Ref
1], oft mit weittragenden Auswirkungen auf die darauffolgende
Lebensqualität der betroffenen Individuen und ihrer Fürsorgenden[Ref
2]. Wenn eine so einfache Behandlung wie die kurzfristige Corticosteroid-Gabe
auch nur einen bescheidenen Vorteil bringen würde, könnte
das die Mühe wert sein. Wenn Corticosteroide zum Beispiel das Todesrisiko
um nur 2% verringern (z.B. von 15% auf 13%) und das Risiko einer dauerhaften
Behinderung um einen ähnlichen Betrag verringern würde, dann
würden mit der Behandlung von 500 000 Patienten 10 000 Todesfälle
und 10 000 bleibende Behinderungen vermieden. Aber so ein Vorteil ist
ohne groß angelegten randomisierten Nachweis unmöglich zu
beweisen. Wenn zum Beispiel 10 000 Patienten nach dem Zufallsprinzip
eine Corticosteroid-Infusion und 10 000 Patienten eine Placebo-Infusion
erhalten würden, sollte eine Verringerung von 15% auf 13% feststellbar
sein - und eine Verringerung von 15% auf 12% wäre mit Sicherheit
feststellbar. Bei einem Versuch mit nur 2000 Patienten jedoch wären
solche Unterschiede wahrscheinlich nicht wahrnehmbar. |
Bisher waren alle randomisierten Versuche mit Corticosteroiden klein. Am größten Versuch nahmen nur ein paar hundert Patienten teil, und selbst an allen zusammengenommen nahmen nur etwa 2000 Patienten Teil (Abbildung 1).[Ref 3] Wenn alle bisherigen Versuche kombiniert werden, scheint das Todesrisiko in der mit Corticosteroiden behandelten Gruppe um etwa 2% unter dem in der Kontrollgruppe zu liegen, aber das 95% Konfidenzintervall reicht von 6% niedrigerer bis 2% höherer Sterblichkeit. (Diese Gesamtverringerung von 39% mit Todesfolge auf 37% mit Todesfolge entspricht einer Odds-Ratio von 0,91, mit 95%-Konfidenzintervall von 0,74 bis 1,12; die entsprechende Odds-Ratio für Tod oder Behinderung in jenen Versuchen beträgt 0,90, mit 95%-Konfidenzintervall von 0,72 bis 1,11.) Daher entspricht das Gesamtergebnis null Vorteil, aber es entspricht ebenso leicht einem Vorteil von ein paar Prozent. Die durchgeführten Versuche sind allerdings zu klein, um die eine oder andere Möglichkeit zu widerlegen oder zu beweisen. |
Abbildung 1: Gesamtergebnisse bezüglich der Sterblichkeitsrate aus 13 randomisierten Versuchen mit Steroiden bei Kopfverletzungen, die vor 1997 veröffentlicht wurden |
Steroid | Kontrolle | |
Patientenzahl | 1,061 | 1,087 |
Todesfälle | 396
(37%) |
422
(39%) |
Absoluter Vorteil von Steroiden 2%, was auf 1 verhinderten Todesfall pro 50 behandelten Patienten schließen lässt. Aber diese bisherigen Versuchsergebnisse sind statistisch auch mit gar keinem Vorteil (oder sogar einer kleinen Gefahrerhöhung) kompatibel. |
Corticosteroide bei Rückenmarkverletzungen |
Der
vor kurzem erbrachte Nachweis des Vorteils von Corticosteroiden bei
akuter Rückenmarkverletzung hat das Interesse an ihrer möglichen
Rolle bei Kopfverletzungen neu erweckt. Die zweite US National Acute
Spinal Cord Injury Study (NASCIS 2) verglich bei 333 Patienten mit akuter
Rückenmarkverletzung 24 Stunden Methylprednisolone (MP) mit Placebo.[Ref
4] Nach sechs Monaten schienen die Patienten, die Steroide statt
Placebo erhalten hatten, eine stärkere Verbesserung der motorischen
Funktionen und der Wahrnehmungsfähigkeit bezüglich Nadelstichen
und Berührung aufzuweisen. Ähnliche Ergebnisse wurden von
einem japanischen Versuch mit demselben Behandlungsplan berichtet.[Ref
5] Vor kurzem durchgeführte
Versuche mit MP bei akuter Rückenmarkverletzung deuten darauf hin,
dass mit einer 48-Stunden-Behandlung eine geringfügig bessere neurologische
Gesundung erreicht wird als mit einer 24-Stunden-Behandlung.[Ref
6] |
Wahl der Dosis |
Post-traumatische neuronale Degeneration kann Lipidperoxidation beinhalten,[Ref 7] und bei Katzen [Ref 8,9] und Mäusen[Ref 10] kann dies mit Methylprednisolone inhibiert werden,[Ref 11] wobei 30 mg/kg benötigt werden, um eine maximale Wirkung zu erzielen. Die in bisherigen Versuchen mit Kopfverletzungen verwendete Steroiddosis war allerdings deutlich niedriger,[Ref 3] und somit kann ein Versuch mit der frühen Verabreichung von Methylprednisolone in Dosen, die hoch genug sind, um Lipidperoxidation zu inhibieren, etwas größere Behandlungswirkungen erzeugen, als die in Abbildung 1 aufgeführten. Der CRASH-Versuch wurde deshalb darauf ausgelegt, folgende Wirkungen zuverlässig zu bestimmen:
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